Dazu ein Auszug aus der Stellungnahme des BfS zu Wirkungen elektromagnetischer Felder auf Mensch und Tier: Das Hörsystem (2009):
Im Gegensatz zum Auge ist das Ohr nicht besonders wärmeempfindlich, und enthält auch keine komplexen neuronalen Netzwerke. Der bisher einzige etablierte Effekt hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf das Hörsystem ist das sogenannte „Mikrowellen-Hören“, das bei kurzzeitigen Pulsen mit sehr hoher Feldamplitude als Resultat thermoelastischer Wellen im Gehirn entsteht und zu einer akustischen Wahrnehmung führt (Lin und Wang 2007). Andererseits ist das Ohr das während eines Telefonats am stärksten exponierte Organ. Aus diesem Grund bestand die Vermutung, dass es in Folge der Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern beeinflusst sein könnte. Einige wenige vorläufige wissenschaftliche Publikationen ergaben widersprüchliche Ergebnisse und wiesen z.T. methodische Mängel auf, da sie nicht verblindet und mit qualitativ unzureichenden bzw. nicht dokumentierten Expositionsanlagen durchgeführt wurden. Was eine langfristige Beeinträchtigung des Hörsystems, wie z.B. Hörverlust oder Tinnitus, infolge einer dauerhaften Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern betrifft, gibt es in der Fachliteratur nur wenige und wenig belastbare Angaben. Oktay et al. (2004) fanden bei Mitarbeitern von starken TV und Radiosendern gegenüber einer Kontrollgruppe unveränderte Hirnstammpotentziale in Antwort auf akustische Reize, aber eine erhöhte Hörschwelle, die auf einen Hörverlust deutet. Beruflich bedingte Störfaktoren, wie z.B. Lärm, wurden nicht berücksichtigt. Ebenfalls fanden Okday und Dasdag (2006) einen Hörverlust bei Personen, die häufig Mobiltelefone nutzen. Sie führen diesen Effekt auf elektromagnetische Felder zurück, ohne jedoch die rein hörphysiologischen Konsequenzen des häufigen Telefonierens zu berücksichtigen. In zwei Umfragen unter arabischen Studenten wurden Hörverlust und weitere Symptome beschrieben, wobei diese bei allen beteiligten Personen, auch bei denen, die das Mobiltelefon selten nutzten, auftraten (Meo und Al-Drees, 2005). Eine Kontrollgruppe, die überhaupt kein Mobiltelefon nutzt, wird in dieser Studie nicht erwähnt. Eine weitere Umfrage unter britischen Studenten findet demgegenüber ebenfalls eine sehr hohe Prävalenz der Telefonnutzung, aber keinerlei Zusammenhang mit Hörverlust, anderen Symptomen oder Tinnitus (Davidson und Lutman, 2007). Ansonsten wird explizit Tinnitus in der Fachliteratur kaum erwähnt, Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und Tinnitus stammen überwiegend aus der Bevölkerung, von Selbsthilfegruppen und von mobilfunkkritischen Ärzten. Im Rahmen des DMF wurde die Möglichkeit, dass die elektromagnetischen Felder des Mobilfunks Tinnitus auslösen könnten, im Tiermodell experimentell überprüft. Ratten wurden vier Wochen lang zwei Stunden täglich mit Feldern nach dem GSM900 Standard bei SAR-Werten im Ohrbereich von bis zu 20 W/kg exponiert. Die Tiere waren darauf dressiert, die Wahrnehmung von Phantomgeräuschen (Tinnitus) durch eine spezifische Verhaltensänderung anzuzeigen. Weiterhin wurde mit molekularbiologischen Methoden in den neuronalen Ganglien des Innenohrs sowie im Gehirn (Hörrinde) die Expression bestimmter aktivitätsabhängiger Gene untersucht, da aus der Fachliteratur bekannt ist, dass sich diese beim Auftreten von Tinnitus in einer typischen Weise ändert (Tan et al. 2007). Weder im Verhalten noch auf molekularer Ebene (Genexpression) konnten bei den Tieren expositionsbedingte Veränderungen gefunden werden. Die Untersuchungsergebnisse liefern keinen wissenschaftlich begründeten Hinweis, dass hochfrequente elektromagnetische Felder Tinnitus auslösen können, wenn die Grenzwerte eingehalten werden. |
Komplettes Original, mit umfangreichm Literaturverzeichnis
Speziell zur Thematik "Hörphänomene" ein Auszug aus der Literaturstudie des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin
der Universität Basel: Hochfrequente Strahlung und Gesundheit (2003):
Das Mikrowellen-Hören ist ein seit langem bekanntes Phänomen, das im Zusammenhang mit gepulster Strahlung auftreten kann (DE SEZE 1998). Bereits anfangs der 60er Jahre wurde beobachtet, dass bei Exposition
gegenüber scharf gepulster Mikrowellenstrahlung Geräusche hörbar waren
(FREY 1961). Die Geräusche wurden als Klicken, Surren, etc. beschrieben
und traten schon bei durchschnittlichen (zeitlich gemittelten) Leistungsflussdichten
von einigen zehn mW/m² (einigen V/m) auf. Das Mikrowellen-Hören ist der einzige nicht-thermische Effekt, der von
der ICNIRP berücksichtigt wird. Die kleinste beobachtete Energieflussdichte
pro Puls, die einen Mikrowellen-Höreffekt verursacht, beträgt 20 mJ/m².
Bei einer Pulsdauer von 30 µs entspricht dies einer Leistungsflussdichte
von rund 670 W/m² während des Pulses. Bei repetitiven Pulsen mit kurzer
Pulsdauer und langer Wartezeit zwischen den Pulsen, wie dies für Radarstrahlung
typisch ist, können die Pulse bereits bei sehr niedriger durchschnittlicher
Leistungsflussdichte wahrgenommen werden. |
Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder der Mobilfunkkommunikation auf Sinnesorgane, A: Das Hörsystem
Ein Projekt des Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms (siehe oben).Möglicher Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung des Mobilfunks auf das Auslösen und den Verlauf von Phantomgeräuschen (Tinnitus)
Zu diesem Projekt des Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms gibt es neben dem Abschlussbericht (siehe oben) auch eine bewertende Literaturstudie zu Studien, die sich mit möglichen negativen gesundheitlichen Einflüssen hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf das Hörsystem befassen.Elektromagnetische Felder und Hörphänomene: Zusammenfassung des aktuellen Wissenstandes
Das ist ein Bericht der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg aus dem Jahr 2007 (5 Seiten, 18 KB)Untersuchungen zu Gehörsensationen, Geräuschen und Schlafstörungen
Dieser Beitrag von Prof. Mosgöller und Prof. Kundi beschäftigt sich mit einem eventuellen Zusammenhang von subjektiv störenden Hochton- und/oder Tieftongeräuschen sowie anderen Befindlichkeitsstörungen mit nahegelegenen Mobilfunkstationen (4 Seiten, 15 KB).Literaturübersicht zu Höreffekten durch Mikrowellen ("Mikrowellenhören")
Ein sehr umfangreicher, englischsprachiger Artikel mit detaillierten Zusammenfassungen von insgesamt 10 Studien zu diesem Thema.
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